Hans J. Mayland
Welse
Glyptopterichthys gibbiceps
Gibbiceps sowie einige Verwandte und
Biotop-Mitbewohner
Die meisten Aquarianer dürften den wohl bekanntesten Segel Schilderwels noch unter seinem gut eingeführten früheren Gattungsnamen Pterygoplichthys kennen. Die neue Gattung Glyptopterichthys wurde mit der Revision durch Weber im Jahre 1991 eingeführt, der die bis dahin zu Pterygoplichthys Gill, 1858 gestellten Arten neu gliederte und durch Neubeschreibungen ergänzte. So wurden neben drei (namentlich) altbekannten Arten auch drei neubeschriebene zur Gattung Glyptopterichthys gestellt, so daß sie bis heute sechs Arten umfaßt. Neben dem Gattungstyp Glyptopterichthys lituratus (Kner, 1854) sind das G.gibbiceps (Kner, 1854) G.joselimaianus Weber, 1991, G. parnaibae Weber 1991, G. punctatus (Kner 1854) und G. xinguensis Weber 1951.
Seinen Bekanntheitsgrad verdankt Glyptopterichthys
gibbiceps nicht alleine seiner schönen Färbung und Musterung sondern vielmehr auch der
Tatsache, daß er auch eine relativ weite Verbreitung hat. Er kommt in den Systemen von
Amazonas und Orinoko vor und dabei nicht nur in häufig befischten Gebieten, wie denen des
gesamtem Rio Negro, sondern wird auch beispielsweise im System des Rio Mararñon, des Rio
Branco und des Rio Tapoajõs angetroffen. Die Verbreitung der übrigen Arten ist dagegen
enger begrenzt. G.lituratus lebt im Becken des oberen Rio Madeira, G.joselimaianus in den
Becken von Rio Araguaia und Rio Tocantins, G.xinguensis im Sytem des Rio Xingu,
G.parnaibae im System des Rio Parnaibu und G. punctatus (nicht zu verwechseln mit
Hypostomus punctatus) in den Systemen des oberen Amazonas sowie dem Oberlauf des Rio
Madeira.
Bedingt durch die weite Verbreitung von Glyptopterichthys gibbiceps - so muß: man vorerst
vermuten-wurden vrschiedene Formen der Art bekannt. Sie alle zeichnen sich durch
morphologisch ähnliche Merkmale aus : zum Beispiel segelartig hohe , an der oberseite
gebogene Rückenflosse, schräg nach hinten abfallender Hinterrand der Schwanzflosse mit
verlängerter Zone um den oberen Strahl. Die auffällige Punkt- oder Wabenmusterung
ändert sich nicht nur zwischen Jung und Alttieren,sondern auch bei Exemplaren
unterschiedlicher Herkunft. Aus diesem Grund empfiehlt es sich, mit den jeweils
angbotenen Artnamen vorsichtig umzugehen. Von den oben erwähnten Arten
konnten bisher, abgesehen von den Glyptopterichthys gibbicep-Vertretern, nur Tiere der neu
beschriebenen und zu Ehren von Dr.Jose Lima de Figureiredo benannten Art G.joselimaianus
lebend und nach Hinweis des Autors idendifiziert werden.
Bei nur oberflächlicher Betrachtung könnte ein Aquarianer beim Kauf ein Exemplar von
Liposarcus multiradus für ein Tier von Glyptopterichthys gibbiceps halten, denn auch
L.multiradiatus zeigt ein tüpfel-oder sogar ein wabenariges Muster. Sein ganzes
Erscheinungsbild ist jedoch kontrastärmer und damit düsterer. Der obere Kopf ist
flacher, und die gestreckte Rückenflosse hat nicht die Höhe des Segels von G.gibbiceps.
In der Zahle der Rückenflossenstacheln übertreffen die Vertreter von L.multiradiatus mit
11 bis 14 die von G.gibbiceps, bei dem die Zahl der Stacheln mit 12 oder 13 nicht ga'nz so
weit gestreut ist.
Während meiner Amazonas-Reisen Ende der 70er Jahre fingen wir mit einem groben Netz im
Seengebiet des Rio Manacapuru (westlich des Rio Negro) einen Schilderwels von beachtlicher
Länge (50-60 cm), den ich damals sofort als Mitglied der Gattung Pterygoplichthys zu
erkennen glaubte. Heute könnte ich mich der Auffassung anderer Autoren anschließen, die
meinen, daß es sich um ein Exemplar der Gattung Megalancistrus handeln könnte.
Das Verhalten der genannten Welse in geräumigen Aquarien und mit der Größe der Tiere
angepaßten Wurzelholz Unterständen kann man als friedlich bezeichnen. Allerdings kann
(nicht muß !) es dann zu Auseinandersetzungen kommen, wenn gleichgeschlechtliche
Exemplare derselben Art zusammen gepflegt werden. In ihren natürlichen Lebensräumen von
meist recht unterschiedlicher Gliederung und Beschaffenheit scheinen die Welse recht
anpassungsfähig zu sein, was sich für ein Leben im Aquarium als nützlich erweist.
Zur Fortpflanzung erweitern sie hä:ufig von Krebsen
angelegte Röhren in steilen Uferwänden. Da die Tiere außerhalb der Fortpflanzungszeit
meist allein leben, kann man sie gelegentlich auf der Unterseite von Treibholz entdecken,
mit dem sie flußabwärts driften und so weite Strecken überbrücken. Man soll bei ihrer
Ernährung im Aquarium berücksichtigen, daß es sich bei ihnen überwiegend um Vegetarier
handelt, auch wenn sie sich gelegentlich von anderen gereichten Futterarten
(Mückenlarven, Fischfleischbröckchen usw.) bedienen. Bekannterweise empfiehlt es sich
nicht, Welse wie diese in einem Aquarium zu belassen, in dem andere Mitbewohner sich um
Fortpflanzung bemühen. Gegen das Abraspeln ihres Geleges durch die gepanzerten Welse
haben auch Vertreter brutpflegender Fischarten keine besonders große Chance !
Neben den bereits genannten Wurzelholzeintrag empfiehlt sich eine besondere
Welsfütterung, beispielsweise mir dem Stück einer aufgeschnittenen Salatgurke, das
beschwert und auf den Beckenboden abgesenkt wird. Meist läßt sich der Erfolg einer
solchen Massnahme bereits am nächsten Morgen erkennen.
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aus Das Aquarium 3/96 Seite 2 ff
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.
Fotos : Hans J.Mayland
Literatur :
Weber C. (1991) Nouveaux taxa dans Pterygoplichthys sensu lato (Pisces, Siluriformes,
Loricariidae
Revue Suisse Zool. 98 (3):637-643
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