Nagel

 

Axel Gutjahr
Quellmoos
Fontinalis antipyretica

Ist das gemeine Quellmoos für das Warmwasseraquarium weniger geeignet als Javamoos ?


Derzeit trifft man das gemeine Quellmoos, Fontinalis antipyretica, nur noch selten als Aquarienpflanze an. Dafür gibt es sicherlich mehrere Gründe. So ist Quellmoos nicht mehr so ganz einfach zu beschaffen, weil die natürlichen Bestände wegen der stärkeren Gewässerverschmutzung enorm zurückgegangen sind. Zum Gedeihen benötigt Quellmoos unbedingt sauberes und klares Wasser. Weiterhin hat sicherlich auch das Javamoos, Vesicularia dubyana, mit dazu beigetragen, daß das Quellmoos in Vergessenheit geraten ist. Das Javamoos gehört heute zweifelsfrei zu den am häufigsten gepflegten Wasserpflanzen.


In der neuen Aquarienliteratur stößt man immer wieder auf die Aussage, daß das Gemeine Quellmoos nur schlecht in Warmwasseraquarien gedeihe, da es in seinem natürlichen Verbreitungsgebiet der gemäßigten Klimazonen Eurasiens, Nordafrikas und Nordamerika bevorzugt kühlere Gewässer besiedele. Beispielsweise vetritt FREY (1978) die Meinung, man solle nicht versuchen, Quellmoos aus kalten schnellfließenden Bächen im Aquarium zu anzusiedeln, da sich derartige Pflanzen kaum akklimatisieren und meist schon nach wenigen Tagen eingehen würden. Dagegen berichtet PAEPKE (1985) daß Kulturerfolge auch noch bei Wassertemperaturen von 25-31 Grad möglich seien.



Ich hatte vor einigen Jahren keine Probleme, Quellmoos, das ich in einem Merseburger Friedhofsbassin fand, bei Wassertemperaturen von 19 - 24 Grad zu akklimatisieren. Im Dezember 1993 entdeckte ich in einem Waldbach in der Nähe von Stadtroda einige üppige Quellmoospolster. Davon entnahm ich mehrere Pflanzenbüschel und gab sie in zwei Aquarien. In dem einem befanden sich Schwarzrücken Panzerwelse, Corydoras metae, und in dem zweiten Segelkärpflinge, Poecilia velifera. An der Oberfläche beider Aquarien schwamm eine dicke Schicht Riccia fluitans. Auch in freier Natur bevorzugt das Quellmoos Standorte, die ganz oder teilweise beschattet sind. Von besonderem Interesse dürfte noch sein, daß das Wasser in dem Aquarien der Segelkärpflinge mit 1 g Meersalz pro 1 l Wasser aufgesalzen war.
Es dauerte nur einige Tage, bis das Quellmoos in beiden Aquarien junge Sprossen trieb. Sie unterschieden sich von den älteren, leicht bräunlich verfärbten Vegetationsteilen durch ihre frische Grünfärbung. Ein ähnlich intensives Wachstum neuer Triebe konnte ich auch bei den Stengeln der Wasserpest aus der Gattung Elodea feststellen, die ich ebenfalls aus dem Waldbach mitgenommen hatte. Hauptursache des Wachstums war sicherlich die plötzlich hohe Wassertemperatur von 25 - 26 Grad. Möglicherweise ist für eine erfolgreiche Akklimatisierung von Quellmoos aus recht kalten Gewässern der optimale Entnahmezeitpunkt von Ende November bis Anfang März.
Vergleicht man die Verwendungsmöglichkeiten und die Eigenschaften von Quellmoos und Javamoos, so halten sich beide Pflanzen die Waage. Sie eignen sich hervorragend, um dahinter störende Technikgegenstände zu verbergen. Beide Pflanzen entziehen dem Aquarienwasser viele gelöste Nährstoffe, die sie für ihr Wachstum benötigen. Sie stellen weiterhin echte biologische Filter dar.Es setzt mich immer wieder in Erstaunen, welche Mengen Mulm und Schwebeartikel sich in den Pflanzen ablagern. Sie tragen damit zur Reinerhaltung des Wassers bei. Aber eine gewisse „Filterpflege“ ist unerläßlich. Dazu entnehme ich einmal in der Woche alle Quellmoos- und Javamoosbüschel aus meinen Aquarien und spüle sie unter fließendem Wasser gut aus. Es erübrigt sich eigentlich anzumerken, daß beide Pflanzen ausgezeichnete Laichsubstrate für unsere Aquarienfische darstellen. Zudem soll Quellmoos auch noch eine bakterientötende Wirkung besitzen.
Auch in morphologischer Hinsicht ähneln sich Quellmoos und Javamoos. Beide werden zu den Laubmoosen gerechnet. Die Pflanzen gliedern sich in Sprosse, an denen sich viele Laubblättchen befinden, und Rhizoide. Letztere werden umgangssprachlich als Haftwurzeln bezeichnet, obwohl es sich in rein biologischen Sinn um keine echten Wurzeln handelt. Die Rhizoide haben die Aufgabe, die Moose auf bzw. an einem Substrat zu verankern.Dabei erreichen sie allerdings keine allzu große Festigkeit. Aus diesem Grund ist es oft sinnvoll, besonders wenn sich Becken Fische befinden, die sich nicht unbedingt schonend gegenüber Pflanzen verhalten, die Moosbüschel zusätzlich auf dem Substrat zu verankern oder in Ritzen und Spalten festzuklemmen.

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aus „Das Aquarium“ 11/96 Seite 46 ff
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.

Foto : W.A.Tomey

Literatur :
Frey, H. (1978) Das große Lexikon der Aquaristik.
Paepke, (1985) Das Tümpelaquarium
Beides : Neumann-Verlag, Leipzig, Radebeul

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