Horst Ebert
Der Schlusslichtsalmler
Hemigrammus ocellifer
Vor etlichen Jahren war der Schlusslichtsalmler Hemigrammus
ocellifer, wegen seiner Anspruchslosigkeit in seiner Pflege sowie seiner leichten
Züchtbarkeit ein beliebter und weit verbreiteter Aquarienfisch. Seit Beginn der siebziger
Jahre ist er aber nur noch selten im Fachhandel zu sehen. Heute scheint er fast so gut wie
nicht mehr im Handel anzutreffen zu sein. Der Schlusslichtsalmler kam schon 1910 erstmals
nach Deutschland und wurde danach noch mehrmals importiert. Im Jahre 1959 veröffentlichte
Meinken in einer Arbeit, dass die nach Deutschland eingeführten Schlusslichtsalmler nicht
der Erstbeschreibung von Steindachner aus dem Jahre 1882 entsprechen. Es wurden nämlich
1958 Tiere importiert, die zwar mit Hemigrammus ocellifer farblich fast identisch,
jedoch im Körperbau wesentlich schlanker waren und einen markanten schwarzen
punktförmigen Schulterfleck in Augengröße hatten. Meinken war der Ansicht, dass Hemigrammus
ocellifer in zwei Unterarten aufzuspalten ist : Hemigrammus ocellifer
(Steindachner 1882) und Hemigrammus ocellifer falsus Meinken 1959. An dieser Stelle
sei einmal kurz folgendes erläutert : Steht der Name der Erstbeschreibung und das Jahr
der Erstbeschreibung in Klammern, so wurde die Art bzw. Unterart in einer anderen Gattung
als die benutzte beschrieben. Sind Name und Jahr nicht in Klammern gesetzt, erfolgte die
Beschreibung in der angeführten Gattung. In diesem Fall bedeudet das : Steindachner hatte
den Schlusslichtsalmler als Tetragonopterus ocellifer beschrieben. Meinken die
Unterart schon in der Gattung Hemigrammus. Zu bemerken ist, dass sich die von
Meinken als Unterart beschriebene Form in der Aquaristik nicht durchsetzen konnte. Nach
den heutigen Erkenntnissen, dass Arten mit großen Verbreitungsgebieten naturgemäß
unterschiedliche Populationen ausbilden, die sogar farblich von einander abweichen
können, ist anzuzweifeln, ob die Meinung von Meinken aufrecht erhalten ist. Die meisten
Aquarianer interessieren sich nicht für solche wissenschaftliche Probleme In einem
"Fischporträt" sollten sie aber der Vollständigkeit halber erwähnt werden.
Der Schlusslichtsalmler ist ein äußert schwimmfreudiger
Schwarmfisch. Dies muss als Grundbedingung für seine Pflege beachtet werden. So ist ihm
denn auch ein genügend großer Schwimmraum anzubieten, in dem sich zumindest sechs bis
acht Exemplare tummeln können. Der bis zu 4,5 cm groß werdente Salmler ist im
Amazonasgebiet und in Guayana weit verbreitet. Seine Körperfarbe ist zart bräunlich bis
grüngelb. Hinter dem Kiemendeckel ist ein tiefschwarzer Fleck vorhanden, der auf der
Vorder- und Hinterseite goldig eingefasst ist. Auf der Schwanzflossenbasis befindet sich
ebenfalls ein tiefschwarzer Fleck und vor diesem eine rötlichgolden irisierende
Glanzzone. Eine Fettflosse fehlt. Alle Flossen sind farblos, lediglich die Spitzen der
Rücken- und Afterflosse sowie der Bauchflossen zeigen aber blaue Farben. Die
Schwanzflossenbasis ist kräftig rot gefärbt. Beim Männchen befinden sich an der
Afterflosse kleine Häkchen. Sie sind als weiße "Knötchen" erkennbar. Beim
Herausfangen bleiben die Männchen mit den Afterflossen mitunter im Netz hängen.
Die Geschlechtsunterschiede sind am leichtesten an der gut
sichtbaren Schwimmblase zu erkennen. Bei Männchen erscheint sie schlanker als bei
Weibchen und ist leicht nach unten gebogen, wogegen sie bei Weibchen fast gerade liegt.
An die Wasserqualität stellt der Schlusslichtsalmler kaum Ansprüche, sollte aber nicht
zu warm gepflegt werden. Eine Wassertemperatur von 22 grad Celcius ist völlig
ausreichend. Alles zu bewältigende Lebendfutter wird ebenso angenommen wie Trockenfutter.
Zur Zucht sollte die Wassertemperatur um 2 bis 3 Grad Celsius
angehoben werden. Bis zu einer Wasserhärte von 15 dGH bei einem pH Wert von 6-7 wird
willig abgelaicht. Der Zuchtansatz kann paarweise aber auch als kleiner Schwarm erfolgen.
Je nachdem muss natürlich die Zuchtbeckengröße angepasst werden. Wichtig ist, dass
möglichst viel feingliedrige Pflanzen eingebracht werden. Denn in diesen wird abgelaicht
und die Eier bleiben an ihnen hängen. Da es sich um perfekte Laichräuber handelt, kann
ein Zuwenig an Pflanzen schwache oder negative Ergebisse zur Folge haben. Die Elterntiere
werden nachmittags in das Ablaichbecken gesetzt, das ca 50 Prozent Frischwasser haben
sollte. Am nächsten Morgen schon wird in der Regel abgelaicht. Wenn die Elterntiere
sofort nach dem Ablaichen herausgefangen werden, können von einem Zuchtansatz bis zu 1000
Jungfische erzielt werden.
Nach ca 30 Stunden schlüpfen die Larven aus den Eiern und hängen an den Pflanzen und
Scheiben noch ca 3 Tage, bis sie ihren Dottersack aufgezehrt haben. Danach sind frei
schwimmende Jungfische mit Infusoren oder mit feinstem Trockenfutter zu versorgen. Nach
ungefähr zwei Wochen fressen sie schon kleine Cyclops oder Mikrowürmchen.
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aus Das Aquarium 1/2000 Seite 28
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.
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