Jaroslav Elias
Der küssende Gurami
Pflege und Zucht von Helostoma temnickii
Häufig kann man in Zoofachgeschäften etwa 5 bis 6cm lange
und und ein wenig geheimnisvolle Fische mit einer einheitlichen rosa Körperfärbung und
großen Augen sehen. Es handelt sich um küssende Guramis. Wenn sie im einheimischen
Aquarium dann doch etwas herangewachsen sind. , versetzen sie den Aquarianer in Erstaunen,
denn von Zeit zu Zeit küssen sich zwei Fische. Diese
Liebesbezeugungen sind in Wirklichkeit aber Rivalitäts- oder Balzhandlungen.
Der küssende Gurami kommt in freier Natur in zwei Farbformen
vor : grün und rosa. Die grüne Form ist in dem thailändischem See Bung Boropet
beheimatet, während die rosa Form auf Java in verschlammten Abschnitten von Flüssen und
Seen sowie in Sümpfen verbreitet ist. Von den Eingeborenen wird sie als Speisefisch
betrachtet und in großer Anzahl gefangen. In der Natur soll Helostoma temminckii
eine Größe von 20-50 cm erreichen. In unseren Aquarien bleibt er aber mit 10 bis 20 cm
Körperlänge kleiner.
Der küssende Gurami braucht für eine gesunde Ernährung sowohl
fleischliche als auch pflanzliche Kost. Ein gutes Futter sind lebende Zyklops und
Wasserflöhe. Beide Futtertiere ernähren sich ja von Phytonplankton (mikroskopische
Algen) und stellen somit für den Küssenden Gurami eine Vollwertkost dar - also
Fleisch mit Gemüse und Salat. Selbstverständlich kann man auch Flockenfutter
mit Pflanzenzusätzen anbieten. An der Ausbildung des Maules kann man erkennen, daß der
Küssende Gurami, ähnlich wie die Mbunas des Malawisees, ein Aufwuchsfresser ist. Mit
seinen wulstigen Lippen raspelt er den Aufwuchs von Steinen, Hölzern und Pflanzen ab. Zur
Pflege reicht ein guzt bepflanztes 100 Liter-Gesellschaftsaquarium völlig aus. Die
Wasserwerte spielen keine besondere Rolle.Helostoma temminckii gedeiht gut bei 5
bis 30 dGh, einem ph Wert von 6,6 bis 8,0 und einer Temperatur von 24 bis 28 Grad.
Sekündäre Geschlechtsmerkmale sind nicht zu erkennen. Man muß schon durch Beobachtung
herausfinden, was Männchen und was Weibchen sind. Die rosa Form hat individuell
unregelmäßig angeordnete graue Flecken. An den Positionen dieser Fleckchen auf dem
Körper kann man, wenn man sie sich merkt, jedes Individium wiedererkennen und ein
Zuchtpaar zusammenstellen.
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Zucht
Das Zuchtbecken muß mindestens 70 l Fassungsvermögen haben.
Die Wassertemperatur ist auf 28 Grad einzustellen. Ein Schaumnest wird nicht gebaut. Die
Eier werden in Bodennähe abgegeben. Die Balz beginnt damit daß das Männchen mit dem
Weibchen Kontakt aufzunehmen versucht. E betupft mit dem Maul fast den gesamten Körper
des Weibchens. Ein laichbereites Weibchen antwortet mi der gleichen Aktion. Dann und wann
kann man das Paar in einer sprichwörtlichenKußposition beobachten : Maul wird gegen Maul
gepreßt. Ein gegenseitiges Umschwimmen ist eine Steigerung der Balzaktivitäten. Danach
wird das Männchen seine Partnerin mit seinem Körper umschlingen. In dieser Position
werden dann auch die Geschlechtsprodukte abgesetzt. Bei einem LAichakt können bis zu 1000
Eier vom Weibchen abgesetzt werden. Einige Eier schweben frei im Wasser, die meisten
steigen jedoch zur Wasseroberfläche hoch. Meist erfolgen fünf bis sieben Laichakte
hintereinander, so daß das Gesamtergebnis eines Ablaichens bei etwa 6000 Eier liegen
kann. Allerdings steht nicht die Gesamtanzahl dem Züchter zur Verfügung, da beide Eltern
wahre Laichräuber sind und eine erhebliche Anzahl an Eiern zwischen den einzelnen
Laichakten wie mit einem Trichter von der Wasseroberfläche absaugen. Es ist also ratsam
das Paar nach dem Auslaichen aus dem Zuchtbecken herauszufangen. Das Ablaichen erfolgt
ausnahmslos nach Abschalten der Aquarienbeleuchtung bei Dämmerlicht. Die ungewöhnlich
großen und lichtempfindlichen Augen erlauben den Fischen eine Orientierung. Der Küssende
Gurami ist aber keineswegs ein Nachttier, nur das Ablaichen spielt sich in der Dämmerung
ab. Die Larven schlüpfen 14-17 Stunden nach dem Ablaichen. In den ersten drei Tagen nach
dem Freischwimmen muß mit äußerst feinem Staubfutter angfüttert werden. Ab dem viertem
Tag wird dann etwas größeres Zooplankton bewältigt. Das Wachstum der Jungen ist
ausgesprochen rasant : Nach vier bis fünf Wochen ist eine Gesamtlänge von 4-5 cm
erreicht.
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aus Das Aquarium 8/1998 Seite 12
Mit freundlicher Genehmigung des SCHMETTKAMP Verlags.
Fotos : J.Elias
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