Dieter Heimig
Karibische Impressionen
Vor Kubas Küsten untergetaucht
Weiße Sandstrände und Palmen verleiten zum Träumen,
exotische Longdrinks zu übermäßigem Alkoholgenuß und das türkisfarbene Wasser zum
Tauchen. Wir sind in der Karibik auf der kubanischen Insel Isla de la Juventud.
Nätürlich haben wir die Unterwasserausrüstung und die Kamers dabei, denn wir wollen die
karibische Meeresfauna erkunden.
Mit supermodernen Speedbooten fahren wir hinaus zu den
vorgelagerten Korallenriffen. Welche Abenteuer mögen uns hier wohl erwarten? Wir haben es
eilig, uns in den engen Neoprenanzug zu zwängen. Wenige Minuten später umhüllt uns
bereits die karibische See. Wir tauchen behutsam an einem Steilabfall entlang und
bewundern die herrlichen Schwammformationen, die es hier zu sehen gibt. Röhrenschwämme
von enormen Ausmaßen, die im Scheinwerferlicht in den prächtigsten Farben erscheinen,
können wir bewundern. Eine Hirnkoralle, Colopophyllia natanserweckt unsere
Aufmerksamkeit. Ihre Oberflächengestaltung erinnert an die unseres Gehirns. Aus der Nähe
betrachtet , meine ich ein Labyrinth vor mir zu haben.
Wir tauchen noch ein wenig hinab in die scheinbar endlose Tiefe.
Plötzlich schwimmt ein Paar des Seidengrauen Kaiserfisches, Pomacanthus arcuatus,
direkt auf uns zu. Die Fische zeigen überhaupt keine Scheu. Mit eleganten
Schwimmbewegungen umkreisen sie die ausperlenden Luftblasen. In aller Ruhe kann ich die
beiden wunderschön gezeichneten Tiere fotografieren. Es wird Zeit, wieder an die
Oberfläche zurückkzukehren denn unsere Preßluftflaschen sind nur mehr ein paar
Atemzüge. Der zweite Tauchgang am Nachmittag wird sicherlich neue Begegnungen mit
interessanten Karibikbewohnern bringen.
Bei unserem zweiten Vorstoß in die Tiefe machen Raubfische ihre Aufwartung
Zunächst erblicken wir einen großen Tiger-Zackenbarsch,
Mycteropera tigris ,der am Riffabhang unter einer Koralle hockt. Der Brocken hat
sicher eine Länge von fast einem Meter. Ubeirrt von der Taucherschar, die mit
Blitzlichtgewittern über ihn herfällt, erhebt er sich langsam von seinem Ruheplatz und
sucht sich ein ruhigeres Plätzchen.
Auf einem Sandplateau entdecken wir einen Nassau-Grouper, Epinephelus striatus.
Auch er hat wenig Furcht.. An seinem Körper machen sich gerade Putzerfische zu schaffen.
Wir beobachten diesen Platz noch einige Zeit aus respektvollem Abstand und erkennen bald,
daß wir hier auf eine Putzerstation getroffen sind. Geduldig lassen sich die großen
Raubfische an diesem Ort von den Putzern reinigen. Parasiten haben da keine Chance. Die
letzten Minuten unseres Tauchgangs verbringen wir unmittelbar unter der Wasseroberfläche.
In 5 m Tiefe durchstöbern wir das Riffdach.Mit einem Unterwasserscheinwerfer bringe ich
Licht in dunkle Spalten und Nischen. Und siehe da, ich habe Glück. Eine Languste reckt
mir ihre langen Fühler entgegen. Neugierig krabbelt das Tier langsam aus seiner Behausung
heraus. Erst jetzt erkenne ich die staatlichen Ausmaße des Zehnfußkrebses. Dieser
Anblick würde so manchem Gourmet den Mund wässrig machen.
Was ist das für ein komischer Schatten hinter der Gorgonie? Mein
Tauchpartner rückt gerade eine Gorgonie ins rechte Licht, und ich erblicke von der
Rückseite eine stabartige Kontur. Sofort umrunde ich den Fächer und entdecke einen
Trompetenfisch, der wie angewurzelt senkrechtim Wasser steht. Nur die Rücken- und
Afterflosse sind in Bewegung. Als ich dem Fisch mit meiner Kamera allzu nahe komme, bringt
er sich in die Horizontale und flüchtet mit einigen kräftigen Flossenschlägen.
Wie im Flug vergehen die Tage unter tropischer Sonne und im tropischen Wasser. Die
Meeresfauna der Karibik braucht sich keineswegs vor der Unterwasserwelt der Malediven oder
des Roten Meeres zu verstecken. Besonders die Wirbellosenfauna ist in diesen Gefilden
einmalig schön.
Alle Unterwasseraufnahmen : Dieter Heimig
Mit freundlicher Genehmigung des Schmettkamp Verlages