Hans Esterbauer

Das blaugrüne Schwalbenschwänzchen

Die Korallenbarsche der Gattung
Chromis caerulea

Die Korallenbarsche der Gattung Chromis aus der Familie Pomacentridae werden hauptsächlich aus dem Indo Pacifik und dem Roten Meer eingeführt. Sie sind seit vielen Jahren beliebte Pfleglinge in unseren Meerwasseraquarien, da ihnen der Ruf vorausgeht, daß sie für den Anfänger wie geschaffen seien, und im allgemeinen kann man das auch bestätigen.

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Ihre natürliche Verbreitung erstreckt sich über die tropischen , subtropischen und gemäßigten Meeresküsten.Dort leben sie in großen Schulverbänden an der Seeseite des Riffs, sind aber auch im Freiwasser zu treffen. Hauptsächlich wird vor allem Chromis caerulea , von dem in der Folge die Rede sein wird, in den Aquarien gepflegt. Der Lebensraum von Chromis caerulea erstreckt sich über weite Teile des tropischen Indo- Pacifiks einschliesslich des Roten Meeres.C.caerulea-der Gattungsname kommt von chroma = Farbe, der Artname nimmt auf die blaue Färbung der Jungtiere Bezug - wird bis zu 9,5 cm lang.Der Körper ist längsoval mit fünfzehn bis sechszehn Schuppen in der Längsr eihe, der Kopf ist spitz, die Seitenlinie (Linea lateralis) rückenwärts gebogen.Die Schwanzflosse (Caudale) ist tief gegabelt und hat dem Fischlein seinen deutschen Trivialnamen gebracht. Der Schwanzstiel ist länger als hoch. Die Rückenflosse (Dorsale) bes teht aus zwölf Hart-und neun bis zehn (gewöhnlich zehn) fächerartigen Weichstrahlen. Der Übergang von den Hart- zu den Weichstrahlen ist deutlich eingesenkt. Die Bruststrahlen (Pectoralen) sind sechszehn bis achtzehn Weichstrahlen breit. Die Afterflosse (A nale) hat zwei Hart und zehn oder elf (meist zehn) Weichstrahlen. Das kleine Maul mit den kegelförmigen Zähnen ist oberständig und der Rand des Kiemenvorderdeckes (Praeoperculum) ohne Zähnelung. Die Farbbasis der Jungtiere ist blau, zum Bauch hin etwas hel ler. Adulte Tiere sind grünlich, mit einer silbrigen Aufhellung zum Bauch hin. Der blaugrüne Praeorbitalstreifen ist deutlich ausgeprägt. Die Basis der Brustflossen ist vielfach dunkler. Während der Balz dunkeln die Männchen merklich ab.Die an bestimmten T erritorien gebundenen und oft in großen Schwärmen lebenden C.caeruleus ziehen aus Ihrer Ortskenntnis viele Vorteile. Tagsüber stehen Sie am oder über dem Riff, nach Plankton schnappend, und verschwinden bei Annäherung eines Feindes blitzschnell in bestimmt e, jedem einzelnen Schwarmmitglied bekannte Verstecke in Felsen und Korallen. Jungfische leben schwarmweise an einzelne, lebende Acroporastöcke gebunden und flüchten bei Gefahr sofort schutzsuchend in Ihre verzweigten Geäste.Aber nicht nur Korallenstöcke s cheinen sie als Zufluchtsort zu wählen. So fand der Verfasser in einem schwarzen Plastiksack , der an der Oberfläche des Golfs von Akaba trieb, Dutzende ca 1,5 cm große C.caerulea. Die Fischchen schmiegten sich schutzsuchend in die Falten des Sackes. Wurde n welche herausgenommen , schwammen Sie sofort wieder in ihren künstlichen Unterstand . Zu ihrer natürlichen Nahrung, dem Plankton, zählen Myriaden teilweise mikroskopisch kleine Schwebeorganismen wie Strahlentierchen, Hüpferlinge, Spaltflußkrebschen sowie Larven sessiler Lebewesen und Fische.Die Geschlechter scheinen bei C.caerulea fixiert zu sein, da nach dem jetzigen Wissenstand des Verfassers noch keine der vielen Vertreter der Pomacentridae bekannten sozial kontrollierten Geschlechtsumwandlungen nachge wiesen werden konnte.

Während der Balzzeit führt das Männchen auffällige „Signalsprünge“ aus.Dabei schwimmt es steil aufwärts und kippt ebenso steil wieder nach unten. Dieses Verhalten signalisiert den Besitz eines Territoriums und stimuliert gleichzeitig die sexuelle Bereitschaft des Weibchens. C.caerulea -Männchen laichen am frühen Morgen mit 20- 30 Weibchen ab. Der Laich wird in einem Grünalgenpolster abgelegt und vom Männchen bewacht. Ab dem Abend des zweiten oder dritten Tages nach dem Ablaichen schlüpfen die Larven. Sie streben der Oberfläche zu und verschwinden in der grossen Masse des nächtlichen Planktons.

Bei der Aquarienhaltung verursachte C.caerulea dem Verfasser keine Probleme. Die sechs ca 7 cm großen Riffbarsche wurden in einem ca 200 Liter Becken mit einer dekorativen Rückwand aus Dolomitengestein und Korallenskeletten gemeinsam mit anderen „Korallenf ischen“ und niederen Tieren untergebracht. Nach dem Einsetzen untersuchten die neugierigen Gesellen unverzüglich den reichlich mit Höhlen und Spalten versehenen „Riffausschnitt“ und bald hatte jeder meiner Fische einen passenden Schlupfwinkel gefunden der gegen Artgenossen heftig verteidigt wurde. Nach anfänglichen harten Rangordnungskämpfen schwammen die Fische den ganzen Tag im geschlossenen Schwarm gegen die Strömung, wobei eine deutliche Rangordnung erkennbar war. Rangordnungskämpfe wurden in aller Härte mit Schwanzschlagen, Flossenbeißen und Maulzererren ausgetragen. Dabei kam es gelegentlich zu argen Verletzungen.

Wasserverhältnisse
Das Wasser hatte bei einer Temperatur von 25 Grad eine Dichte von 1,025 und einem ph Wer von etwa 8,2 . Ein regelmässiger Wasserwechsel - wobei 10 Liter Frischwasser gegen die gleiche Menge verbrauchtes ausgetauscht wurde- und ein leis t ungsstarker Außenfilter sorgten gemeinsam mit einem Eiweißabschäumer für gute Wasserqualität. Zwei Strömungspumpen sorgten für die notwendige Wasserbewegung. Beleucgtet wurde in einem 12 Stunden Rhythmus mit zwei 30 Watt „natural - lux“ Leuchstoffröhren. Zur Eingewöhnung wurden Nauplien von Artemia salina , Cyclops und kleine Mückenlarven verfüttert. Später wurden auch Rinderherz, Fisch und Muschelfleisch sowie Trockenfutter gereicht. Da C.caerulea nur relativ kleine Stücke aufnehmen kann, muß das Futter eine mundgerechte Größe haben. C.caerulea sind sozial lebende Tiere, die man stets in mehreren Exemplaren pflegen sollte . Dabei gehen die Meinungen der Experten oft weit auseinander. Während KADEN (1974) für ein 300 Liter Becken einen Schwarm von 20 Tieren empfiehlt, rät LANGE (1986) selbst bei einem 1000 Liter Aquarium nur ein Männchen mit ein bis 3 Weibchen zu pflegen. Nach den langjährigen Erfahrungen des Verfassers sind die zwar recht transportempfindlichen C.caerulea leicht zu halten, wenn man ihnen ein Minimum an Pflege angedeihen läßt. Dazu gehört , daß man den Fischen unbedingt zahlreiche Verstecke mit Hilfe durchlöcherter Steine und Korallenskelette anbietet, da sie sich ansonsten gegenseitig zu Tode beißen. Gegenüber anderen Beckenbewohnern sind sie absolut friedlich. Da die Schwalbenschwänzchen mit Futter nicht wählerisch sind und für Krankheiten nicht anfällig sind, sind sie selbst Anfängern zu empfehlen.

 

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aus "Aquarium heute" 3/96 Seite 367 ff.
Mit freundlicher Genehmigung des AQUADOKUMENTA Verlags.

 


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