Das Sumpfblutauge

Eine Pflanze, die gern mit ihren "Füßen"' im Wasser steht

Text und Foto: Axel Gutjahr

Das Sumpfblutauge, Potentilla patustris (früher: Comarum palustre), kommt ausschließlich in der nördlichen Hemisphäre vor, wo sich sein natürliches Verbreitungsgebiet auf weite Teile Europas bis nach Grönland und Nordamerika erstreckt. Bisher gehört das Sumpfblutauge noch nicht zu den "Rennern" unter den Gartenteichpflanzen, obwohl es sich eigentlich hervorragend zur Bepflanzung von Flachwasserzonen eignet. Außerdem können mit ihm unnatürlich aussehende Uferbereiche geschickt kaschiert werden, denn ein am Ufer angepflanztes Sumpfblutauge hat immer das Bestreben, ins Wasser hineinzuwachsen.

Während man bei einer Vielzahl von einheimischen Pflanzen ganz eindeutig weiß, warum sie diesen oder jenen Populärnamen erhalten haben, ist das beim Sumpfblutauge nicht der Fall, zumindest was das Anhängsel "-blutauge" betrifft. Der erste Wortanteil bedarf kaum einer Erklärung, denn das Sumpfblutauge bevorzugt feuchte bis nasse Standorte. Dagegen gibt der Wortanteil ,-blut-" immer wieder Anlass zu Spekulationen. So wäre es einerseits möglich, dass die Farbe der Blüten dafür Pate gestanden hat. Andererseits könnte aber auch der rote, viele Gerbstoffe enthaltende Saft, der aus angeschnittenen Wurzeln austritt, die Menschen bei der Wahl des Pflanzennamens inspiriert haben. Das halte ich übrigens für recht wahrscheinlich, denn die mit dem Sumpfblutauge sehr eng verwandte Blutwurz, Potentilla erecta, erhielt ihren deutschen Populärnamen auch aufgrund der charakteristischen Farbe ihres Wurzelsaftes. Für den letzten Wortteil "-auge" gab vermutlich das Blütenzentrum den Ausschlag, das in seiner Form sehr an eine Pupille erinnert.

Ein Vertreter aus der Gattung der Fingerkräuter

Beim Sumpfblutauge handelt es sich um ein ausdauerndes, fast halbstrauchartiges Fingerkraut aus der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Der meines Erachtens sehr zutreffende deutsche Gattungsname Jingerkräuter" ist auf die lanzettlieben, einander sehr nahestehenden Fiederblätter zurückzuführen, die stark an die Finger einer menschlichen Hand erinnern.

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Bei optimalen Standortbedingungen entwickelt das Surnpfblutauge schnell dichte Bestände.

 

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Die grundständigen und unteren Stängelblätter zeigen fünf oder sieben Fieder. 

 

Beim Sumpfblutauge bestehen sowohl die grundständigen als auch die am unteren Teil des 15 bis 45 cm langen Stängels entspringenden Blätter stets aus fünf oder sieben Fiedern. Im Gegensatz dazu setzen sich die am oberen Stängel befindlichen Blätter immer nur aus drei Fiedern zusammen. Ein gemeinsames Merkmal aller Blätter ist ihr grob gesägter Rand. Im Vergleich zu vielen anderen Fingerkräutern weisen sie außerdem keinerlei Behaarung auf. In Abhängigkeit vom Standort und der damit verbundenen Sonneneinstrahlung kann die Farbe der Blätter und Stängel von satt- über blaugrün bis rötlich variieren. Insbesondere bei Pflanzen, die täglich einer sehr hohen Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, ist immer wieder zu beobachten, dass sich ihre Blätter mit fortschreitender Vegetationsdauer mehr oder weniger rot verfärben. Rot ist auch die Farbe des Herbstlaubes, das äußerst attraktiv aussieht und verhältnismäßig lange erhalten bleibt.

Von Juni bis August erscheinen die in lockeren, trugdoldenartigen Blütenständen vereinten Blüten des Sumpfblutauges. jede dieser langstieligen Einzelblüten, deren Durchmesser bis zu 20 mm betragen kann, besteht aus fünf verhältnismäßig kurzen, weinroten 1-,'-ronblättern, die von den ebenfalls weinroten bis purpurbraunen Keichblättern deutlich überragt werden. Im Zentrum der Blüten befinden sich etwa 20 Staubgefäße und die Fruchtknoten. Eine scheibenförmige Honigdrüse, die sich zwischen Staubblättern und Fruchtknoten befindet, scheidet Nektar aus, wodurch vor allem Bienen, Fliegen und Hummeln angelockt werden, die die Bestäubung bewerkstelligen. Nach vollzogener Bestäubung bleiben die Kelchblätter bis zur Fruchtreife erhalten. Die sich entwickelnden Fruchtstände ähneln ein wenig einer unreifen Erdbeere. Voll entwickelt dienen sie zur generativen Vermehrung der Pflanze, während eine vegetative Vermehrung (die übrigens für die Gartenteichpraxis auch wesentlich empfehlenswerter ist) durch Teilung des Wurzelstocks erfolgen kann.

- Standortansprüche am oder im Gartenteich Das Sumpfblutauge besitzt einen im Boden kriechenden, stark verholzenden Wurzelstock, der bis zu 1 m lang werden kann. Dieser Wurzelstock fühlt sich in weichem, schlammigem bis morastigem Bodensubstrat besonders wohl, weil er sich hier am leichtesten weiter ausbreiten kann. Wer das Sumpfblutauge am oder im Gartenteich pflegen möchte, sollte diesen Aspekt unbedingt bei der Zusammenstellung des Bodensubstrates berücksichtigen. Außerdem mag die Pflanze keinen Kalk. Ganz im Gegenteil, für ein zufriedenstellendes Gedeihen muss der pH-Wert des Bodens unter 7,0, also im sauren Bereich liegen. Besonders gut hat sich für die Pflege des Sumpfblutauges ein Bodensubstrat bewährt, das zu etwa 75 % aus Torf und zu 25 % aus lockerer (Maulwurfs-)Erde besteht.

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                                                                                    Blütenstand des Sumpfblutauges.

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Die Keichblätter der Blüten fallen nach der Bestäubung nicht ab.

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Bei intensiver Sonneneinstrahlung verfärbt sich das Laub mit zunehmender Vegetationsdauer häufig rot.

 

Entweder kann das Sumpfblutauge von Anfang an im Flachwasserbereich kultiviert werden oder man lässt es ins Wasser hineinwachsen. Wenn man sich für die letztgenannte Variante entscheidet, besteht beispielsweise die Möglichkeit, die Pflanze zunächst in ein Sumpfbeet zu setzen, das eine direkte Verbindung zum Gartenteich hat.Sagen dem Sumpfblutauge die Standortbedingungen zu, entwickelt es oftmals relativ schnell dichte Bestände, die später sogar gelegentlich ausgelichtet werden müssen.Ein Nachteil, den das Sumpfblutauge gegenüber vielen anderen Teichpflanzen aufweist, besteht darin, dass es ausgesprochen konkurrenzschwach ist. Aus diesem Grund ist es auf jeden Fall ratsam, dem Sumpfblutauge möglichst ein separates "Fleckchen Erde" zu überlassen, auf dem es nicht mit dem Konkurrenzdruck anderer Pflanzen zu kämpfen hat. 

aus " Das Aquarium" 6/02 Seite 36 ff.
Mit freundlicher Genehmigung des Schmettkamp Verlags.

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