Neue Aquarienpflanzen
Text und Fotos: Heinz Schöpfel
Einige Aquarienpflanzen, die noch nicht allzu häufig kultiviert werden oder jetzt erst in ausreichender Menge für die Aquaristik zur Verfügung stehen, seien nachfolgend vorgestellt.
Ranunculus inundatus
Butterblumen sind auch in Australien beheimatet. Im Gegensatz zu unseren Butterblumen, die, soweit sie in der Natur feuchtigkeitsliebend sind oder gar ständig unter Wasser getaucht wachsen, nur unter erheblichen Schwierigkeiten im Aquarium kultiviert werden können, scheint zumindest eine australische Art dauerhaft für eine Aquarienpflege geeignet zu sein. Bei den wissenschaftlichen Namen australischer Pflanzen bin ich mir allerdings nie ganz sicher. Ich nenne sie auch nur unter Vorbehalt, da in der australischen Literatur in den letzten Jahren diesbezüglich die eine oder andere Veränderung vorgenommen wurde und noch ständig an der Revision der Hahnenfußgewächse gearbeitet wird.Neben einer echten Wasserpflanze, dem Ranunculus trichophyllus, von dem noch keine Erfahrungen hinsichtlich seiner Kultur in Aquarien vorliegen, gibt es auf dem australischen Kontinent noch mehrere sehr eng verwandte Arten der R. rivularis-Gruppe, von denen R. inundatus (R. papulentus) z. Z. aquaristisch von Bedeutung ist. Die Pflanze erreicht nur moderate Höhen von 10 bis 20 cm, besticht ganz besonders durch die an den Knoten des kriechenden Sprosses entspringenden Blätter, deren 2-3 cm großen Blattspreiten schlitzblättrig zerteilt sind und fast waagerecht stehen. Es ist eine gute und gleichzeitig attraktive Vordergrundpflanze, die durch Sprossteilung leicht vermehrt werden kann und in ihren Ansprüchen gut an das Aquarienmilieu angepasst ist. Ranunculus inundatus ist auch bestensfür die Kultur in Behältern mit flachem Wasserstand (Anurenterrarium) geeignet, wo bei guter Beleuchtung buttergelbe Einzelblüten an langen Stielen entfaltet werden. Die kugeligen Sarumelfrüchte fallen bei Reifung aus; die Nüsschen keimen leicht.
Blüte von Ranunculus inundatus, einem australischen Hahnenfußgewächs, das ...
... auch im Aquarium wächst
Eiatine gratioloides Kaum eines der größeren Aquarienbücher, in denen auch Wasserpflanzen behandelt worden, verzichtete auf die Behandlung der Gattung Elatine, der Tännelgewächse. Das war ein Tribut an die Anfangszeiten der Aquaristik, als die Aquarien noch vorwiegend mit heimischen Fischen und Wasserpflanzen besetzt wurden. Aber auch damals war der Kultur dieser kleinen Vordergrundpflanze wenig Erfolg beschieden. So verschwand sie aus dem Blickfeld der praktischen Aquaristik und wurde durch andere, geeignetere ersetzt: Echinodorus tenellus, Lilaeopsis spp., neuerdings auch Riccia fluitans auf Steine, Holz o. ä. gebunden oder durch Pellia endiviifolia.Erst jetzt wurde eine Elatine-Art aus Australien eingeführt, die unseren Ansprüchen an eine Aquarienpflanze, besonders hinsichtlich der höheren Temperaturverträglichkeit, besser entspricht. Die kleine, krautige Pflanze kriecht mit ihren Sprossachsen am Boden entlang und verzweigt sich auch, auf diese Weise regelrechte hellgrüne Matten bildend. An den Knoten entspringende Wurzeln halten die Pflanze im Bodengrund fest. Werden sie einseitig gelöst, dann richtet sich die Pflanze auf und strebt nach oben. Beide Wuchsarten sind möglich und sollten auch zur Dekoration eines Aquariums genutzt werden. Die fast sitzenden, eiförmigen bis lanzettlichen Blättchen sind bis 2 cm lang und leuchtend hellgrün. Die winzigen, unscheinbaren, oberseits abgeflachten Blütchen entwickeln sich auch unter Wasser. Wird deren Entwicklung im Aquarium nicht gestört bilden sich Samenkapseln mit maximal 2 mm Durchmesser und sehr bald auch Jungpflanzen. Elatine gratioloides, der Wassertännel aus Australien: links auf dem Bodengrund eines Aquarium kriechend, rechts Blütenansatz Pellia endiviifolia Pellia endiviifolia ist eine ganz reizende Neuentdeckung für die Aquaristik, die als olivgrüne Aufwuchspflanze mit gegabelten Sprossenden auf die Holz- oder Steindekoration eines Aquariums aufgebunden werden kann und dort allmählich haftet, oder wie Riccia fluitans durch Gitternetze gegen eine feste, flache Unterlage gedrückt wird, durch das Gitternetz hindurch wächst und zur Begrünung des Aquarienbodens zusammengestellt werden kann. Zur Reinigung nimmt man einfach die einzelnen Unterlagen heraus, spült sie vorsichtig ab und entfernt unansehnlich gewordene Teile. Dann können die Unterlagen wieder ins Aquarium eingebracht werden, eventuell sogar an anderer Stelle. Abgebrochene Thallus-Teile können sich im ganzen Aquarium verbreiten, dort haften und zusammenhängende Grünflächen bilden. Pellia endiviifolia, ein Beckenmoos mit gegabelten Sprossenden, kann ... ... mit einem Netz, durch das es hindurch wächst, z. B. auf einem Drahtgewebe verankert werden.Trigtochin procerum und T dubium Bei oberflächlicher Betrachtung glaubt man zunächst, es mit Vallisnerien zu tun zu haben. Erst bei näherem Hinsehen fallen einige Unterschiede auf. Da sind einmal die langen Blätter, die die nachfolgenden an den Rändern mehr oder weniger umfassen. Die linealischen, grünen Blätter sind auch viel derber als jene von Vallisnerien. Schließlich bilden sie im Wurzelbereich bis 2 cm lange, weißliche Reserveknollen. Kein Zweifel: es ist etwas Anderes. Und dann tragen die beiden australischen (dort sind sie vorwiegend beheimatet) Arten auch noch komplizierte Namen. Nicht jedem gehen diese sofort ohne Zungenbrecher glatt von den Lippen: Triglochin procerum und Triglochin dubium.Beide sehen sich im Habitus sehr ähnlich, unterscheiden sich aber in einigen Merkmalen im Bau des Blütenstandes. Eine Vermehrung durch Tochterpflanzen aus dem relativ kurzen Rhizom ist seltener. Es bleibt also nur die Erzeugung von Jungpflanzen aus Samen. Diese bilden sich aber leicht aus den stark, reduzierten Blüten und keimen in der Regel auch gut, nur ist der Aufwand der Aufzucht für den Aquarianer, der nur ein Gesellschaftsaquarium sein eigen nennt, nicht einfach. Das ist dann wohl mehr Aufgabe der Wasserpflanzengärtnereien. Triglochin procerum und T. dubium sind Wasserpflanzen für größere Aquarien mit Höhen von mindestens 50 cm, da ihre Blattspreiten ziemlich lang werden, bei guter Nährstoffgrundlage über 1,50 m. Fruchtstand von Triglochin dubium über der Wasseroberfläche Triglochin procerum ein australisches Dreizackgewächs, wächst im Aquarium Cladophora aegagrophila Als Mooskugeln" wurden in den 1970-er Jahren die damals im östlichen Teil Deutschlands unter Aquarianern weit verbreiteten Algengebilde einer Cladophora-Art angeboten. Ihre rundliche Form und ihre außergewöhnlichen Dimensionen (bis 15 cm im Durchmesser) hoben sich zumindest als Aquariendekoration ganz auffällig von der übrigen Bepflanzung ab. Es war eine Algenform, die den Botanikern wohl bekannt war, aber unter Aquarienfreunden bis zu diesem Zeitpunkt bei der Gestaltung der Behälter noch keine Rolle spielte. Die seltsamen Gebilde konnte man wegen der nicht vorhandenen nStandorttreue" unbedenklich an den jeweiligen Ort im Aquarium, der gerade frei war, platzieren, oder, so wie man hin und wieder Möbel in den Räumen der eigenen Wohnung umstellt, weil man sich an der Staffage "satt gesehen" hat, die Algenkugeln zur Erhöhung des optischen Effektes an anderer Stelle unterbringen.Eigentlich waren diese Algen recht praktisch; sie waren auch problemlos in andere Aquarien zu überführen. Woher sie eigentlich kamen, wer sie in die Aquaristik einführte, ist nicht mehr genau zu ermitteln. Wie jede Modeerscheinung verschwanden sie nach einiger Zeit aus dem Blickfeld. jetzt erleben wir eine Renaissance, wie ich am Angebot in den Zoofachgeschäften erkennen konnte.Zur Vermehrung der Kugeln ist bisher wenig geschrieben worden. Eine einfache Teilung wäre möglich. Ich entdeckte, wenn auch ungewollt, noch eine weitere Methode. Eine Kugel, die sich in meinem Becken zufällig nach mehrmaliger Veränderung des Lageplatzes in der Nähe des Zuflusses des gefilterten Aquarienwassers befand, verlor augenscheinlich durch die kräftige Wasserströmung einige kleine Teilstücke der Thalli des Algengewirrs, die sich in Strömungsrichtung hinter der Kugel an den Körnchen des relativ groben Bodengrundes festsetzten und diese im Laufe der Zeit umhüllten: lauter kleine Algenkugeln mit einem Kieskorn als Zentrum!Hier hörte für mich der Spaß auf. Ich bangte um das Wohlbefinden der höheren Pflanzen im Aquarium und befürchtete, dass deren Blätter mit Algenpolstern überzogen würden. Das geschah zwar nicht, aber eine Umsetzung der Algenkugel in strömungsärmere Gefilde war unumgänglich. Cladophora aegagrophila: " Mooskugeln" im Aquarium einzelne Algenfäden
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aus Das Aquarium 9/2002 Seite 32
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